Die chinesische Handdiagnostik widmet dem Zusammenhang zwischen den Handlinien und einzelnen Krankheiten besondere Aufmerksamkeit. Hier spricht man im Gegensatz zur westlichen Handlesepraxis, bei der zwischen viel mehr Linien unterschieden wird – über drei Haupt- und elf Nebenlinien. Nachfolgend machen wir uns mit den drei Hauptlinien vertraut. Diese Vertiefungen sieht man auf unserer Hand am deutlichsten. Somit ist es kein Zufall, dass diese in der traditionellen Handlesekunst in Europa zu den wichtigsten zählen.
Wenigen Menschen ist bekannt, dass das Muster unserer beiden Handflächen keineswegs einander gleicht. Außerdem ändern sich ihre Linien ständig, deshalb müssen beim Handlesen beide Handflächen gleichzeitig untersucht werden. Traditionsgemäß lässt die linke Hand auf die Möglichkeiten, die geerbten Fähigkeiten und den Gesundheitszustand des Individuums in der Vergangenheit schließen. Die rechte Hand hingegen „erzählt” von der Verwirklichung der von der linken Hand angedeuteten Aussichten und Chancen. Sie gibt Auskunft über unsere erworbenen und angelernten Eigenschaften und Fähigkeiten sowie über unseren gegenwärtigen und zukünftigen Gesundheitszustand. (Ein weiterer Unterschied zwischen der westlichen und chinesischen Handlesekunst ist, dass – während die chinesische Tradition nur zwischen der linken und rechten Hand unterscheidet – man in der westlichen Welt zwischen der aktiven und passiven Hand differenziert. Somit betrachtet man als aktive Hand bei den Rechtshändern die rechte und bei den Linkshändern die linke Hand.)
Lebenslinie
Die Lebenslinie ist eine bogenförmige Vertiefung, die zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger beginnt und neben dem Venus-Hügel in Richtung Handgelenk verläuft. Sie ist nicht der „Zeiger” für die Lebenserwartung, sondern gibt Auskunft über die Vitalität, Energie, körperliche Kondition und den allgemeinen Gesundheitszustand. Hier finden wir insbesondere Hinweise zu Erkrankungen der Verdauungs- und Atemorgane. Wenn die Berührung zum Beispiel hart oder schmerzlich ist, kann dies auf Darmprobleme hinweisen. Im Idealfall ist sie deutlich erkennbar, lang und reicht bis zum unteren Teil der Handfläche. Ist sie unterbrochen, lückenhaft oder von vielen Querlinien durchzogen, kann dies sowohl aus seelischem als auch körperlichem Aspekt auf einen kränklichen Menschen deuten.
Kopflinie
Sie verläuft in der Nachbarschaft der Lebenslinie – genauer gesagt zwischen der Lebenslinie und Herzlinie – und trennt die Handfläche ungefähr waagerecht bis zum Mars- oder Mond-Hügel. Sie zählt zu einer der wichtigsten Linien unserer Handfläche, denn sie gibt Auskunft über unsere Denkweise, unseren Intellekt und unsere Psyche. Man nennt sie auch die Linie des Verstands oder des Gehirns. Wir können hier insbesondere Anzeichen, die auf Erkrankungen des Nervensystems oder des Gehirns hinweisen, finden. Im Idealfall ist sie deutlich, nicht unterbrochen, geradlinig und markant. Die lange Kopflinie deutet auf eine intellektuelle, praxisorientierte Person. Sie ist solange bis kein Riss oder starker Bruch zu sehen ist, nicht als abnorm zu betrachten. Wenn diese Linie fehlt, kann man auf Krankheiten des Gehirns oder auf ein verstärktes Triebleben schließen.
Herzlinie
Sie verläuft neben der Kopflinie, vom Merkur-Hügel zwischen dem Mittel- und Zeigefinger und trennt unsere Handfläche fast waagerecht unter den Fingern. Sie steht in erster Linie – wie ihr Name bereits sagt – für das Herz- und Gefäßsystem. Die Herzlinie ist die Linie der Gefühle. Sie sagt inwieweit wir dazu in der Lage sind, unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und verrät etwas über unser Seelen- oder sogar Liebesleben. Ist sie ausgeprägt, schön und gerade, deutet sie auf Gutherzigkeit und Großherzigkeit. Wenn sie matt oder schwach ist, und vielleicht sogar fehlt, kann das ein Zeichen für Bosheit und Herzlosigkeit sein.