Die endlose Einöde – ob aus Stein, Salz oder Sand – steht in der bildenden Kunst und in der Literatur in den meisten Fällen für Trostlosigkeit, Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Daneben taucht sie regelmäßig – insbesondere in Filmen – als Metapher der Auseinandersetzung und der Suche nach dem richtigen Weg auf. Aus dem in der Wüste umherirrenden Wanderer, der seinen Platz unter den Menschen nicht findet, wird durch die körperlichen Qualen, die er zu erleiden hat, hier quasi ein ganz neuer Mensch.
Die Wüste ist ein trostloser, oft tödliche Gefahren bergender Ort, der sein Opfer gefangen hält. Von hier wegzukommen ist aufgrund der Visionen, die durch Erschöpfung und Wassermangel verursacht werden und durch die Erscheinung der Fata Morgana, das heißt Wahnbildern, nicht leicht. Mitunter können aber dieselben göttlichen Spiegelbilder auch eine Orientierungshilfe sein, mit der dem Ermatteten der richtige Weg gewiesen wird oder er eventuell Erleuchtung findet.
Diejenigen, die sich mit Traumdeutung beschäftigen, setzen die Wüste neben der Einsamkeit und Lieblosigkeit mit einem ständigen – mitunter unbefriedigt gebliebenem – Wunsch nach Liebe und diese zu „besitzen” gleich. Bisweilen verbindet man diese auch mit Angst.
Wenn von der Wüste die Rede ist, denken die Meisten an Sand und Sanddünen, wobei sich zum Beispiel einem Schiffbrüchigen mit dem Meer (oder Ozean) ein ähnliches Bild auftut, wie demjenigen, der sich in der Wüste verirrt. Die Situation ist im Wesentlichen dieselbe, mit dem Unterschied, dass der eine in Gefangenschaft des Wassers – auf dem offenen Meer – und der andere auf dem Festland hungrig und durstig nach dem rettenden Weg sucht. Die sogenannte Salzwüste ist noch grausamer und gefährlicher: Hier sind außer der Kahlheit und dem Wassermangel die sich unter der salzigen Oberfläche verbergende Vielzahl von Hohlräumen der größte Feind.
In der Glaubenswelt der Indianer von Südamerika ist die Wüste der Aufenthaltsort von Geistern und Dämonen, die den Menschen verschlingen, wenn er sich dahin verirrt. Besonders hervorzuheben ist die Salzwüste Salar de Uyuni in Bolivien mit einer Größe von mehr als 10. 000 Quadratkilometern, wo Erde und Himmel buchstäblich eins werden. Die Legende der Einheimischen besagt, dass sich hier die Tränen der Göttin Tunupa mit Muttermilch vermischt haben, nachdem sie von ihrem Mann, Kushku verlassen wurde. Die Göttin stillte ihren Sohn, wobei sie ganz bitterlich weinte. Ihre fließenden Tränen und die aus dem Munde ihres Kindes auf die Erde tropfende Muttermilch war es, die dem Aberglauben nach diesen furchterregenden jedoch mit einer überwältigenden Schönheit bekleideten Ort entstehen ließ, wo auf einen Wanderer der (nahezu) sichere Tod wartet.