Die Höhle ist einer der bekanntesten Plätze von symbolischer Bedeutung. Sie
ist eine der urältesten und natürlichsten Wohnstätten, wo unsere Vorfahren
Zuflucht vor den Unbilden des Wetters und den Angriffen der wilden Tiere
fanden. Mit der Entwicklung der Zivilisation wurde die gebaute
Wohnstätte zur „weiterentwickelten” Variante der Höhle. Zunächst war es eine
Hütte aus Lehm oder Schlamm, später ein Haus aus Holz und Ziegelsteinen bzw. ein
vorwiegend dem Schutz und der Verteidigung dienendes Bauwerk, eine Burg.
Im esoterischen
Sinne bedeutet die Höhle jedoch viel mehr. Sie ist das Metapher eines unserer
ersten persönlichen Erlebnisse: Das unverkennbare Sinnbild des Mutterleibs und
der Existenz der Leibesfrucht. Auf paradoxe Art und Weise neben der Geburt auch
der Schauplatz des Todes: das Symbol des Weges von der Finsternis zum Licht.
Ans Licht zu kommen kann aber außer in das Jenseits zu gelangen auch noch etwas
Anderes bedeuten. Erinnern Sie sich nur an
das Höhlengleichnis von Platon, wo die Höhle mit einem von der Außenwelt abgeschlossenen
Ort identisch ist und von dem aus wir auf dem Wege eines entsprechenden
Bildungsprozesses ans Licht aufsteigen und zur Erleuchtung kommen können.
Der Aufstieg kann
auch gleichzeitig so viel wie Einweihung bedeuten: Erfahrungen und die die Regeln
der Welt der Erwachsenen sich zu Eigen machen. Die Höhle ist ein Heim und
bietet dadurch unseren Gedanken Schutz und Sicherheit. Sie ist der Schauplatz
der Schätze unseres Innersten, von den Psychologen gern als Sinnbild nicht
abgeschlossener und nicht aufgearbeiteter Traumata aus der Kindheit beschreiben.
Hier kann man auf solche unterbewussten Erlebnisse stoßen, die wir klären
müssen, um ein vollkommeneres Leben führen zu können. Die Psychologie erklärt
dies außerdem mit Abkapselung und einem Sich-Verschließen vor und einer Abwendung
von der Außenwelt.
Eine Höhle kann
weiterhin der freiwillige oder von einer oberen Macht bestimmte Wohnort von Eremiten,
Gurus oder geistigen Führern sein. In dieser Funktion dient sie einmal dem
zeitweiligen (zum Beispiel zu bestimmten Meditationszeiten), aber auch dem endgültigen
Aufenthalt (wie zum Beispiel im Falle
der verbannten Lamas).
Ein vielschichtiger
Schauplatz also mit unterschiedlicher Bedeutung, hinter dem sich neben einem
Sicherheitsgefühl oft Angst und Phobien verstecken. Eines der esoterischen
Sinnbilder, die neben ihrer eindeutigen Bedeutung auch ihre eigenen Gegensätze
symbolisieren.