Das Verhältnis von Kreis und Mittelpunkt
Jeder Kreis hat einen Mittelpunkt, der eigentlich den wichtigsten Teil des Kreises darstellt. Diesen suchen unsere Augen und wir sind dann zufrieden, wenn wir den Mittelpunkt des Kreises, des sich vor uns auftuenden Bildes entdecken. Dasselbe gilt auch für unser Leben. Wir suchen den wesentlichen Teil, die Mitte bzw. den einzigen Punkt, um den sich – wenn wir ihn erreicht haben – unser ganzes Leben dreht, weil wir dann das Ziel erreicht haben, nach dem wir uns gesehnt haben. Die das Auge und die Seele bezaubernden Mandalas helfen uns unseren eigenen Mittelpunkt zu finden.
Der Punkt und seine Ausdehnung der Kreis symbolisiert in fast allen Kulturen die Vollkommenheit und Ganzheit, mit einem Wort gesagt, Gott. Das ist kein Zufall, denn ein Punkt ist – in menschlichen Dimensionen betrachtet – nicht erfassbar: Man kann ihn weder berühren noch sehen. Er ist also etwas, von dem wir wissen, das es das gibt, wir aber nicht in der Lage sind, das mit unseren Sinnesorganen zu erfassen. So wie in einem Felsen das Staubkorn vorhanden ist, so trägt auch das Staubkorn den Felsen und wie sich auch der Kreis im Punkt befindet, so befindet sich auch im Kreis der Punkt. Wenn wir Gott als Punkt betrachten, dann könnte der Kreis die Welt sein. Einen Kreis gibt es nicht ohne Mittelpunkt und ein Punkt wird erst dann einer, wenn wir ihn im Verhältnis zum Kreis setzen. Alles was es gibt, wurde von Gotteshand erschaffen, behaupten die einzelnen Religionen. Deshalb ist es so, dass wir in unserem Tun, in unserem Kampf oder unserem Spiel immer auf der Suche nach Gott sind. Wir laufen “Runden” an unserem Arbeitsplatz, in unserer Familie und im Freundeskreis, und wenn wir diese erfolgreich absolviert haben, kommen wir Gott und dem Mittelpunkt unseres Lebens immer näher.
Das Mandala erleben
Welchen Nutzen hat nun das Mandala für uns? Es ist erst einmal ein wunderschönes Bild, was sowohl zur Beruhigung als auch zur Inspiration geeignet ist. Wichtiger als seine dekorative Rolle ist seine inhaltliche Bedeutung. Während wir Mandalas anfertigen, zeichnen oder ausmalen, können wir die in uns versteckten Qualitäten und inneren Wege erforschen. Ein Mandala anfertigen, bedeutet so viel wie etwas um einen Mittelpunkt herum erschaffen. In welchen Formen und Farben und in welcher Gliederung wir das tun, hängt immer von unserer Persönlichkeit ab. Während wir Hunderte und Aberhunderte von Variationen anfertigen, kann sich unser Geist ungehindert entfalten und unser Bewusstsein erweitern. Wir erkennen Zusammenhänge, überirdische oder irdische Gesetzmäßigkeiten. Wenn es uns gelungen ist, unser Ziel zu erreichen, dann erfüllt unser Mandala seine Mission und wir kommen zu der Einsicht, dass es eigentlich egal ist, was wir tun, denn in unserem Leben kommt es ausschließlich auf das Wie an.